1. Was ist Homosexualität?
Sexuelles Interesse vornehmlich an Personen des gleichen Geschlechts.
2. Wer ist homosexuell?
Eine Person, die vornehmlich sexuelles Interesse an Personen des gleichen Geschlechts hat, wird als homosexuell bezeichnet.
Eine Frau, die sexuell vornehmlich an Frauen interessiert ist, wird als lesbisch bezeichnet.
Ein Mann, der sexuell vornehmlich an Männern interessiert ist, wird als schwul bezeichnet.
3. Ist man homosexuell, wenn man Gefühle für Personen des gleichen Geschlechts hat?
Nein.
Viele Jungen und Mädchen haben in ihrer Kindheit und Jugend gleichgeschlechtliches sexuelles Interesse und ebensolche Erfahrungen, sind deswegen aber nicht schwul oder lesbisch. Auch viele Erwachsene haben gleichgeschlechtliche sexuelle Interesse, bezeichnen sich aber nicht als schwul oder lesbisch.
4. Was entscheidet über die sexuelle Orientierung einer Person?
Es ist nicht bekannt, was Homosexualität oder Heterosexualität "verursacht".
Eine Theorie ist, dass die sexuelle Orientierung schon vor der Geburt festgelegt ist.
Eine andere Theorie besagt, dass die Einflüsse nach der Geburt entscheidend sind.
Auf jeden Fall werden schon in sehr frühem Alter die Weichen gestellt.
5. Kann die sexuelle Orientierung geändert werden?
Da Homosexualität lediglich eine Variante sexuellen Verhaltens ist, sollte die Frage besser lauten:
"Sollten Homosexuelle umgepolt werden? Wenn ja, warum?"
Studien haben ergeben, dass Versuche, die sexuelle Orientierung einer Person zu ändern, im Normalfall erfolglos sind und häufig zu Depression und Selbstmord-Gedanken führen.
Statistiken zeigen, dass die Mehrheit der Homosexuellen gar keinen Grund für eine Veränderung sehen. Einige jedoch finden, dass die Akzeptanz ihrer sexuellen Orientierung durch Vorurteile gegenüber Lesben und Schwulen auf Schwierigkeiten stößt.
Sozialwissenschaftler haben begonnen, die Einflüsse zu erforschen, die von dieser Art von Vorurteilen ausgehen.
6. Wie viele Lesben und Schwule gibt es?
Obwohl die Schätzungen variieren, haben Studien ergeben, dass 10% der Bevölkerung lesbisch oder schwul sind. Es ist schwierig, genaue Zahlen zu ermitteln, weil viele aus Angst vor Vorurteilen ihre Neigungen geheim halten.
7. Können Lesben und Schwule leicht als solche erkannt werden?
Obwohl man sicher einige Lesben und Schwule als solche erkennt, sind die meisten Lesben und Schwulen entgegen verbreiteter Meinung nicht von anderen Personen zu unterscheiden. Es gibt keinen festgelegten lesbischen oder schwulen Lebensstil. Lesben und Schwule haben diverse Lebensarten und arbeiten in allen möglichen beruflichen Positionen in jedem Teil der Erde. Lesben und Schwule sind Singles und Paare, Intellektuelle und Proletarier, reich und arm, Städter und Landeier, Schwarze, Latinos, Asiaten und Weiße.
8. Welche Berufe üben Homosexuelle aus?
Lesben und Schwule besetzen alle möglichen Positionen und üben eine Vielfalt von Berufen aus. Viele Lesben und Schwule halten ihre sexuellen Neigungen im beruflichen Umfeld geheim, weil sie auch durch gute Arbeitsleistungen nicht vor Vorurteilen geschützt sind.
Darum treffen wir auch nicht auf offensichtliche Lesben und Schwule in sogenannten traditionellen Berufen, weil sie sich nicht sicher fühlen, sich offen zu ihren Neigungen bekennen.
So findet man Lesben und Schwule beispielsweise beim Militär, obwohl sie dort offiziell diskriminiert werden.
In vielen Staaten ist es nicht illegal, eine Person wegen ihrer sexuellen Orientierung zu diskriminieren.
9. Werden Lesben und Schwule diskriminiert?
Wie viele andere, die als "anders" abgestempelt werden, fühlen sich Lesben und Schwule oft missverstanden und bevorurteilt.
Beschimpfungen, Unterdrückung, Gewalt und Diskriminierung am Arbeitsplatz und zuhause sind nur einige Möglichkeiten, wie Lesben und Schwule misshandelt werden.
10. Ist Homosexualität eine Geisteskrankheit?
Nein.
1973 wurde folgende Stellungnahme von der "American Psychiatric Association" abgegeben:
"Homosexualität an sich stellt keine Beeinträchtigung des Urteilsvermögens, Stabilität, Zuverlässigkeit oder allgemein sozialer oder beruflicher Fähigkeiten dar. Wir drängen alle Mediziner, mit gutem Beispiel voranzuschreiten, der Homosexualität das Stigma der Geisteskrankheit zu nehmen."
In vielen Gesellschaftskreisen ist Homosexualität etwas ziemlich normales. So beispielsweise im antiken Griechenland und Rom, in vielen Amerikanischen Ur-Kulturen (wo Lesben und Schwule einflussreiche Stammes- und Religionsführer waren), und vielen heutigen Gebieten, wie den Niederlanden, Dänemark, Schweden und Thailand.
11. Sind Homosexuelle "Kinderschänder"?
Pädophilie, sexuelles Interesse an Kindern, sollte niemals mit Homosexualität verwechselt werden. Viele Studien belegen, dass ein Großteil der Pädophilen heterosexuelle Männer sind.
12. Sind Homosexuelle promiskuitiv?
Nicht notwendigerweise.
Viele Lesben und Schwule leben als Single oder in langen Beziehungen.
In einer Studie von "Master and Johnson" waren die Unterschiede betreffend die sexuelle Promiskuität zwischen Männern und Frauen unterschiedlicher sexueller Orientierung unwesentlich.
Lesben und heterosexuelle Frauen neigen eher zu emotionaler Festigung, bevor sie sexuell intim werden. Auf der anderen Seite zeigen Schwule und heterosexuelle Männer vor sexueller Intimität weniger Emotionen.
13. Führen enge Bindungen zwischen Erwachsenen und Kindern des gleichen Geschlechts zur Homosexualität?
Nein.
Die Angst vor enger Freundschaft, speziell zwischen Personen männlichen Geschlechts, hatte negative Einflüsse auf die mentale Ausgeglichenheit und die Beziehungen zwischen Männern. Anzeichen von Zuneigung zwischen Männern kennen wir aus allen Kulturen der Welt.
Es ist auch für heterosexuelle Frauen und Männer nicht ungewöhnlich, Liebe und Zuneigung zu Personen des gleichen Geschlechts zu verspüren.
14. Ist Homosexualität unreligiös?
Viele Weltreligionen verurteilen Homosexualität nicht.
In der Jüdisch-Christlichen Tradition streiten sich viele Theologen und Bibelforscher über die sechs Passagen der Bibel, die dazu benutzt wurden, die Homosexualität zu verurteilen.
Sie sind sich einig darüber, dass Jesus nie etwas über Homosexualität gesagt hat. Allerdings verurteilen einige Bibel-Passagen bestimmte Arten sexuellen Verhaltens (Scheidung, vorehelicher Sex, Masturbation und Geburtenkontrolle).
Mit wachsendem Wissen haben Religionen auch oft ihren Horizont erweitert.
Im 17. Jahrhundert beispielsweise wurde Galileo für seine Behauptung, die Erde sei nicht Mittelpunkt des Universums, von der Katholischen Kirche eingekerkert.
Im 19. Jahrhundert wurde Charles Darwin verurteilt, weil er die "blasphemische" Theorie lehrte, der Mensch stamme vom Tier ab.
Vor dem Bürgerkrieg verteidigten viele Kirchen die Sklaverei auf der Basis, sie sei von der Bibel befürwortet.
Heute fördern viele Religionen die vollen bürgerlichen Rechte für Lesben und Schwule, unter ihnen das Nationale Konzil der Kirchen Christi, die Amerikanisch-Hebräische Kongregation und andere.
15. Ist AIDS die Krankheit der Homosexuellen?
Nein.
AIDS (acquired immune deficiency syndrome) ist keine "homosexuelle" Krankheit. Vielmehr ist es eine Krankheit, die durch ungeschützten Sexualverkehr bei Homosexuellen wie Heterosexuellen verbreitet wird. Auch der gemeinsame Gebrauch von Spritzen, beispielsweise bei Fixern, kann den Virus verbreiten.
In Afrika war der ungeschützte Verkehr zwischen Heterosexuellen der primäre Verbreitungsweg.
Lesben tragen von allen Bevölkerungsgruppen, ob heterosexuell oder homosexuell, das kleinste Risiko der Infektion mit HIV (human immunodeficiency virus), dem mit AIDS bezeichneten Virus.
Quelle:
Adapted from a pamphlet produced by the Friends Project.
Englische Originalversion:
15 questions about homosexuality